Die Preisträger des Bildungspreises der Saarländischen Wirtschaft 2021

Beispiele für gelungene Konzepte für Inklusion in der Berufsvorbereitung

Vier saarländische Schulen sind im Jahr 2021 mit dem Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft ausgezeichnet worden. Der Preis wird von der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände vergeben und ist mit 16.000 Euro dotiert, die über die Stiftung des Verbands der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes finanziert werden. 2021 stand der Preis unter dem Motto: "Auf dem Weg in ein selbstbestimmtes inklusives Leben – Gelungene Konzepte für junge Menschen mit Behinderung in der Berufsfindungsphase". Hier stellen wir Ihnen die Preisträger vor.

Bliestalschule, Oberthal

Die Bliestalschule hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Schüler entsprechend ihren Fähigkeiten zu fordern, zu fördern und auf einen Beruf vorzubereiten. Im Rahmen der schulischen Ausbildung bedeutet das nicht nur, dass in den Klassenstufen 7 bis 9 zahlreiche technische und praktische Fächer wie Werken, Hauswirtschaft oder textiles Gestalten auf dem Lehrplan stehen, auch bei der persönlichen Entwicklung setzt die Schule an. Einerseits dadurch, dass die Schüler tägliche Aufgaben weitgehend selbstständig bewältigen, andererseits durch Zusatzangebote wie Selbstbewusstseinstraining, Bewerbungs-Training oder Schnuppertage in Betrieben. Die Förderschule aus Oberthal arbeitet dabei zweigleisig. Von den 50 Lehrern sind ein Drittel direkt an der Bliestalschule mit ihren 130 Schülern aktiv, während zwei Drittel der Lehrer im gesamten Landkreis als Förderlehrer für gut 500 Schüler eingesetzt werden. Als einzige Förderschule im Saarland, die mit dem Berufswahl-Siegel ausgezeichnet ist, kann die Schule auf ein starkes Team und ein enges Netz von Kooperationspartnern zurückgreifen. Als Schwerpunkt der Berufsvorbereitung bezeichnet Schröder das Berufspraktikum, das mit der Erarbeitung der Unterlagen, Rollenspielen, Kompetenzerkennung und Bewerbertrainings und der Kooperation mit externen Partnern einen breiten Raum einnimmt. Schröder merkt mit Sorge an, dass es am Arbeitsmarkt immer weniger Bedarf für Hilfsarbeiter gibt, dafür aber immer mehr Facharbeiter benötigt werden. Für Schüler mit Einschränkungen ist das eine große Herausforderung. Auch in der betrieblichen Ausbildung sieht er zunehmend Bedarf für Förderungen.

Die Bliestalschule Förderschule Lernen verfolgt das Ziel der Inklusion in der Berufsausbildung aus Sicht der Jury des Bildungspreises in herausragender Weise. „Die Bliestalschule Förderschule Lernen hilft Schülerinnen und Schülern, entsprechend ihren Fähigkeiten ihren Weg ins Berufsleben zu finden. Besonders hilfreich ist dabei ihr starkes Netz an hochmotivierten Lehrkräften, Eltern und Kooperationspartnern“, sagt Tina Raubenheimer, die bei der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände das Thema Bildung betreut.

Galileo-Schule, Bexbach

Eine Schule für alle - dieses Selbstverständnis der Galileo-Schule in Bexbach setzt sich auch im Bereich der Berufsorientierung durch. Die Schule versteht es hervorragend, den Blick auf die individuellen Stärken der Jugendlichen zu lenken und diese zu fördern. Besonders deutlich wird dies bei der inklusiven Berufsorientierung der Galileo-Schule, deren Motto „Gemeinsam gelingt es“ lautet. Dadurch lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre Chancen und Möglichkeiten für ihre berufliche Zukunft einzuschätzen. Unterstützt von den Lehrkräften erarbeiten sie sich Wege für ihren Start ins Berufsleben. Das selbstverständliche Miteinander aller Schülerinnen und Schüler wird aktiv auch in der Zusammenarbeit mit den vielen Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Berufsberatung und Schulsozialarbeit gelebt. Die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, Fähig- und Fertigkeiten fließen ganz selbstverständlich in die Zusammenarbeit mit ein. Schülerinnen und Schüler mit speziellem Förderbedarf erhalten auch im Rahmen der Berufsvorbereitung zusätzliche individuelle Unterstützungsangebote. Die zahlreichen Maßnahmen, Projekte und Aktivitäten werden stetig an die wechselnden Bedürfnisse angepasst, die jeder neue Schüler mit seiner individuellen Ausprägung mit sich bringt. Diese Herausforderung kann die Schule auch durch ein stabiles Netz an Kooperationspartnern und Unterstützungsangeboten meistern.  

Die Galileo-Schule Bexbach verfolgt das Ziel der Inklusion in der Berufsausbildung aus Sicht der Jury des Bildungspreises in herausragender Weise. "Der individuelle Blick, die gute Vernetzung und die notwendige Haltung aller beteiligten Lehrkräfte und Partner sind die Erfolgsfaktoren für die gelungene inklusive Berufsorientierung an der der Galileo-Schule in Bexbach“, sagt Tina Raubenheimer, die bei der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände das Thema Bildung betreut.  „Seit vier Jahren hat die Schule ihren Arbeitsschwerpunkt auf inklusive Berufsorientierung gelegt und das Konzept dahingehend ausgestaltet. So finden alle Schülerinnen und Schüler eine geeignete Anschlussperspektive an ihre Schulzeit und damit einen guten Start in ein selbstbestimmtes Leben.“

Gemeinschaftsschule Bruchwiese, Saarbrücken

„Jedes Kind hat einen ganz eigenen Förderbedarf und entsprechend auch einen eigenen Förderplan“, sagt Carolina Bieg, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen Ulrike Carle und Natalie Lejeune als Förderlehrerinnen die Lernwerkstätten der Schule betreuen. Hier werden Schülerinnen und Schüler gefördert, die neben dem Regelunterricht weiteren Förderbedarf haben. In der Bruchwiese haben förderbedürftige Kinder und Jugendliche auf der einen Seite ganz normalen Regelunterricht mit ihren Klassenkameraden. Gleichzeitig werden sie bei bestimmten Fächern mit eigenen Konzepten unterrichtet, sei es mit Montessori-Materialien oder auch mit Rechenaufgaben in einem verminderten Zahlenraum. Lernwerkstätten, die aktuell die Bereiche Hauswirtschaft, Garten, Werken und Kochen abdecken, helfen, Kompetenz in unterschiedlichen Alltagstätigkeiten zu erhalten. Auch Sozialtraining und teambildende Maßnahmen werden in den Schulalltag mit eingebaut, um zur Integration und zur Stärkung von Schlüsselkompetenzen beizutragen. Für den Einstieg ins Berufsleben gibt es Praktika, bei denen die Jugendlichen eigene Stärken erproben können. So hat die Schule einen Frühstückslieferservice für das Bildungsministerium ins Leben gerufen, mit dem die Schülerinnen und Schüler Erfahrung und Selbstvertrauen gewinnen können. Und eine Schülerin hat bei einem Praktikum mit Demenzkranken im Altersheim festgestellt, dass sie sich trotz einer Behinderung hier sehr gut einbringen kann. „Unser Ziel ist es, über die Förderung spezieller Fähigkeiten und über Praktika Nischenarbeitsplätze zu finden, die vielleicht sogar zu einer Dauerbeschäftigung werden können.“

Die Gemeinschaftsschule Bruchwiese verfolgt das Ziel der Inklusion in der Berufsausbildung aus Sicht der Jury des Bildungspreises in herausragender Weise. „Die Gemeinschaftsschule Bruchwiese hat es trotz ihrer schwierigen Lage als Brennpunktschule geschafft, einen hohen Qualitätsstandard für hervorragende Berufliche Orientierung zu halten, und hat gleichzeitig einen Schwerpunkt auf inklusive Beschulung gelegt“, sagt Tina Raubenheimer, die bei der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände das Thema Bildung betreut.

Wingertschule, Neunkirchen

Mit dem Standortwechsel von St. Wendel nach Neunkirchen ist die Wingertschule 2019 in den Gebundenen Ganztag gestartet. Die neue Schulform ermöglicht es der Schule, berufsorientierende Angebote in Zusammenarbeit mit einer an der Schule angestellten Schulsozialarbeiterin auszubauen. Berufliche Orientierung und Förderbedarf stehen dabei für das Schulteam in direktem Zusammenhang. Beide Aspekte fließen gleichermaßen in schülergerechte Formate ein und finden sich im Schulalltag wieder. Auf diese Weise befähigt die Schule junge Menschen, eigenständig eine realistische Berufswahlentscheidung zu treffen. Ein besonderer Aspekt ist die gelebte Demokratie in der Schule, bei der die Schüler in wichtige Entscheidungen mit einbezogen sind. Auch übernehmen sie beispielsweise Aufgaben in der Cafeteria und der Bücherei. Allen Schülerinnen und Schüler der Wingertschule steht es offen, den Hauptschulabschluss erreichen, der ihnen beispielsweise den Weg zu einer handwerklichen Ausbildung ebnet. Arbeitsvorbereitende Praxis erhalten sie über die Werkstattschule, in der Reha-Beratung oder im sozial- und technisch-gewerblichen Bereich, damit kein Jugendlicher die Schule ohne Anschluss verlässt.

„Die Schule zeichnet sich durch ein hohes Maß an lebenspraktischer Förderung und Vorbereitung auf das Berufsleben aus. Es gibt nicht nur eine gezielte individuelle Begleitung, sondern auch eine demokratische Beteiligung der Jugendlichen am System Schule, so dass diese sich als Teil des Ganzen begreifen und gemeinsam Verantwortung tragen lernen“, sagt Tina Raubenheimer, Referentin für Bildung und Qualifizierung bei der Vereinigung der Saarländischen Unternehmerverbände.