Die Preisträger des Bildungspreises der Saarländischen Wirtschaft 2022
Beispiele für herausragendes Engagement, innovative Ideen, kreative Projekte, interdisziplinäre Kooperationen, neue Strategien und Initiativen für eine Kinder- und Schülergeneration, die große Lern- und Lebenserschwernisse bewältigen muss
Vier saarländische Institutionen sind im Jahr 2022 mit dem Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft ausgezeichnet worden. Der Preis wird von der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände vergeben und ist mit 16.000 Euro dotiert, die über die Stiftung des Verbands der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes finanziert werden. 2022 stand der Preis unter dem Motto: "Kinder und Jugendliche stark machen!". Hier stellen wir Ihnen die Preisträger vor.
Kindertagesstätte Löwenzahn Heckendalheim
Das Team der Kita Löwenzahn hat den Vereinzelungsprozess der Kinder in der Corona-Pandemie als Herausforderung erkannt. Weil die Kontaktbeschränkungen das soziale Umfeld der Kinder schlagartig verringert hatten, haben sie mit dem Gartenprojekt „Unser Acker – gemeinsam wachsen“ neue Möglichkeiten geschaffen, eine gemeinschaftliche Form von Selbstwirksamkeit zu fördern. Im Gartenprojekt haben alle Kinder trotz versetzter Betreuungszeiten gemeinsam gearbeitet. Der Garten war auch ein Symbol dafür, dass das Leben auch in der Isolation der Corona-Pandemie weitergeht. Wie das abwesende Kind waren auch seine Karotten, seine Kartoffeln und Zucchini zwischenzeitlich weitergewachsen. Die übrigen Kinder haben die Pflege übernommen. Gleichzeitig ist das Projekt geeignet alle Kräfte bis hin zu den Eltern einzubinden. Ein Garten braucht Pflege, auch am Wochenende. Um auch das zu gewährleisten, ist eine automatische Bewässerung installiert worden. Für die Kinder ein Beispiel sinnvollen Technik-Einsatzes. Gerade die Langfristigkeit des Projekts ermöglicht den Kindern einen neuen Blick auf die Natur und den Wert unserer Nahrung. Sie sehen, wie lange es braucht, bis Lebensmittel wachsen, und lernen, sie noch mehr zu schätzen.
„Das Gartenprojekt der Kita Löwenzahn, für das bereits Folgeprojekte geplant sind, beeindruckt durch das zugrundeliegende pädagogische Konzept. Und auch die Umsetzung zeigt, dass hier eine langfristige Strategie zugrunde liegt. Diese Kombination war für die Jury ausschlaggebend, die Kita Löwenzahn mit dem Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft auszuzeichnen“, sagt Tina Raubenheimer, Referentin für Bildung und Qualifizierung bei der Vereinigung der Saarländischen Unternehmerverbände.
Gemeinschaftsschule, Marpingen
In der Gemeinschaftsschule Marpingen hat sich zunehmend eine Heterogenität der Schülerschaft gezeigt. Schon in der Unterstufe sind Unterschiede aufgetreten zwischen Schülern, die Arbeitsaufgaben eigenverantwortlich erledigen können, und den Schülern, die schon Probleme damit haben, sich in einer Gruppe abzusprechen. Auch haben Schüler zunehmend mit Konzentrationsproblemen zu kämpfen. Die Gemeinschaftsschule hat deshalb das Projekt „Lernstudio“ ins Leben gerufen. Das Lernstudio erlaubt es den selbstorganisierten Schülern, Lernaufgaben eigenverantwortlich zu erledigen, und besonders talentierten Schülern, in Fachprojekten ihre besondere Neigung zu vertiefen. Das Lernstudio wird dabei nicht als Ausgrenzung, sondern vielmehr als Auszeichnung erlebt, die es anzustreben gilt. Das wirkt auch als Ansporn an die übrigen Schüler, die durch die Entzerrung der Klassen wiederum besser gefördert werden können. Trotz der engen Personaldecke sind die Lehrer bereit, das Lernstudio zum Teil auch ehrenamtlich zu besetzen, um so eine umfassende Betreuung und Förderung zu ermöglichen. Geplant ist auch, Schüler und Schülerinnen der Oberstufe in die Betreuung einzubinden, die mit diesem Engagement ihre spätere Bewerbung aufwerten können. Das Lernstudio bekommt sowohl von Schülern als auch Lehrern positive Rückmeldungen. Schüler sind stolz, wenn sie sich für das Lernstudio qualifiziert haben, Lehrern wiederum ermöglicht es eine zielgerichtetere Förderung schwächerer Kinder.
„In Schulen treffen häufig sehr unterschiedliche Kinder aufeinander, was das Lernen gemäß ihrer jeweiligen Fähigkeiten deutlich erschwert. Mit dem Lernstudio hat die Gemeinschaftsschule Marpingen ein hoch interessantes Modellprojekt geschaffen, das auch Vorbild für andere Schulen sein kann. Diese Idee ehrt die Jury mit dem Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft“, sagt Tina Raubenheimer, Referentin für Bildung und Qualifizierung bei der Vereinigung der Saarländischen Unternehmerverbände.
Katholische Kita St. Elisabeth, Schwarzenholz
Die Katholische Kita St. Elisabeth in Schwarzenholz hat auf drei Ebenen versucht, den Defiziten zu begegnen, die im Rahmen der Corona-Pandemie entstanden sind. Einmal ging es darum, die Kommunikation mit den Kindern und auch den Eltern zu verstärken. Die Kinder hatten in Sprechstunden die Möglichkeit, über ihre Themen zu reden – mit den Erziehern oder der Schildkröten-Handpuppe Schildi, die eine ganz besondere Vertrauensstellung bei den Kindern einnahm. Die Sprechstunde wurde so sehr schnell zur Schildistunde. Als Wellness für die Seele dienen Naturtage, die ein intensives Erleben der Natur und der Umgebung ermöglichen. Hier steht auch die Abwechslung zwischen Aktivitäten und Ruhezeiten im Fokus, um den Kindern seelische Entspannung zu ermöglichen. Dabei dürfen die Kinder im Rahmen der Selbstwirksamkeit entscheiden, ob sie an den Naturtagen teilnehmen wollen. Im dritten Schwerpunkt beschäftigt sich die Kita mit dem Thema Nachhaltigkeit. Hier gilt es, den Kindern zu vermitteln, dass wir alle für die Gestaltung der Zukunft verantwortlich sind. Die Kinder werden lernen hier, genauer zu beobachten, welche Ressourcen Menschen brauchen und verbrauchen und wie diese über eine Folgenutzung einen neuen Sinn erhalten können. Der Einsatz für Hilfsprojekte schärft außerdem den Sinn für Verantwortung. Die dritte Säule Nachhaltigkeit soll künftig noch weiter ausgebaut werden.
„Die Katholische Kita St. Elisabeth nimmt beides in den Blick: Das Kind und seine emotionalen Bedürfnisse sowie die das Handeln des Kindes und unser aller Handeln und dessen Auswirkungen. Dieser ganzheitliche Ansatz zur Stärkung von Kindern hat den Ausschlag dafür gegeben, der Kita den Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft zu verleihen“, sagt Tina Raubenheimer, Referentin für Bildung und Qualifizierung bei der Vereinigung der Saarländischen Unternehmerverbände.
Universitätsklinikum des Saarlandes, Schulzentrum, Schulsozialberatung, Homburg
Die Einführung einer Schulsozialberatung im Schulzentrum des Universitätsklinikums im Juni 2021 ist ein Novum in diesem Ausbildungsbereich. Da das Krankenhausfinanzierungsgesetz eine solche Beratung nicht vorsieht und damit auch die Finanzierung nicht abdeckt, ist des dem Engagement des Schulzentrums zu verdanken, dass die Klinikleitung der Einrichtung einer solchen Stelle trotzdem zugestimmt hat. Grundlage war, dass bei den Auszubildenden und Dual Studierenden in der Klinik viele Defizite sichtbar wurden. Von Ausbildungsunreife über häusliche Probleme bis zu soziokulturellen Themen reichte die Palette, die nicht selten zu psychischen Störungen, Prüfungsversagen und zum Ausbildungsabbruch führte. Die Einführung einer offenen, niedrigschwelligen und klischeefreien Schulsozialberatung hat dazu geführt, dass Fehlzeiten verringert, Lernmethoden optimiert und Prüfungsängste abgebaut werden konnten. Wertschätzende Kommunikation hat das Klima ebenso verbessert wie eine Austausch Kultur auf der Basis von Vernetzung, Offenheit, Agilität und Partizipation. Als Ergebnis des Projektes wirbt das Schulzentrum dafür, über ein Netzwerk Schulsozialarbeit auch an den anderen Schulen für Gesundheitsfachberufe im Saarland aufzubauen.
„Das Team im Schulzentrum der Universitätsklinik hat großes Engagement gezeigt und ein wichtiges Projekt realisiert, obwohl es dafür eigentlich keine Finanzierung gibt. Schon nach kurzer Zeit hat die Schulsozialberatung Ergebnisse gezeigt. Dieses Engagement ehren wir mit dem Bildungspreis der Saarländischen Wirtschaft“, sagt Tina Raubenheimer, Referentin für Bildung und Qualifizierung bei der Vereinigung der Saarländischen Unternehmerverbände.